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1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 24

1895 - Straßburg : Heitz
24 ehnheim bis zu ihrer Mündung trägt sie den Namen Er g er s. Von Oberehnheim führt eine Straße durch das Kliugenthal auf den Odilienberg. Dieser Berg ist wohl der merkwürdigste des El- saß. Er bildet einen langen Rücken, dessen südlich vorspringender Teil, der Männelstein, den höchsten Punkt ausmacht. Von den Felsen herab übersieht man fast das gauze Elsaß und den Breisgau1 bis an den Schwarzwald. Am Abhange des Berges erheben sich -die bereits erwähnten Ruinen des Schlosses Landsberg und etwas tiefer die Ruine des ehemaligen Klosters Trnttenhausen. Einige Schritte von dem Felsen des Männelsteins beginnt die merkwürdige Heidenmauer, welche aus großen ungleichen Qnadratsteinen besteht, die ohne Mörtel auseinandergesetzt sind. Der Umfang der Mauer beträgt 10,500 Meter, und die dadurch eingeschlossene Fläche enthält über eine Million Qua- dratmeter. Geht mau vom Männelstein über den Rücken des Berges (die Bloß), so gelangt man zu den schroffen Felsen) wo Hohenburg (Altitona) oder das Odilien-K'loster, 16 Meter tiefer als der Manuel- stein, steht. Hohenburg war iu der zweiten Hälfte des siebenten Jahrhunderts im Besitze des sagenumwobenen Herzogs' Attich oder Eticho, dieser schenkte .es seiner Tochter, der heiligen Odilia, welche hier zu Ende desselben Jahrhunderts ein Frauenkloster errichtete. 1 Landschaft am badischen Oberrhein.

2. Theil 3 - S. 248

1880 - Stuttgart : Heitz
248 Neue Geschichte. *2. Periode. Frankreich. rale gehorcht hatten, — wurde ihnen angekündigt, der König wolle, daß beide Städte verbrannt würden; doch sollte den Einwohnem erlaubt sein, das Ihrige nach den benachbarten französischen Städten zu retten. Auf den Knieen baten die zitternden Bürger um Milderung; sie hätten ja nichts verbrochen. Aber das half nichts; das einzige, was man ihnen bewilligte und als große Menschlichkeit anrechnete, war, daß man ihnen einige Hundert Wagen zum Transport lieferte. Als sie aber ihre Sachen aufpacken wollten, hieß es: „Nein! erst eure Lebensmittel!" — und als diese aufgeladen waren, fuhren die Franzosen mit den Wagen davon nach ihren Festungen. Auch hatte man den Bürgern versprochen, daß die Domkirchen in beiden Städten verschont bleiben sollten, und daher brachten sie ihre kostbaren Habseligkeiten dahin zur Bewahrung. Endlich hieß es: „Nun ziehet aus! der Brand soll anfangen!" Da verließen in Speier am zweiten Pfingsttage Tausende von Männern, Weibern, Kindern, Greisen, die theuern Wolmungeu, jeder mit dem bepackt, was ihm am liebsten war, und suchten Obdach in den benachbarten, ihnen aber fremden Orten, während die französischen Soldaten in die verlassenen Häuser einbrachen und alles Zurückgelassene ausplünderten. Jetzt wurde Speier auf ein gegebenes Zeichen angezündet und brannte binnen zwei Tagen ganz nieder; was von Mauern stehen blieb, wurde durch Hebeisen der Erde gleich gemacht. Der Dom wurde ausgeplündert. Man riß selbst die Kaisergrüfte vor dem Kreuzaltare auf, durchwühlte die Särge Kaiser Albrechts I. und der Kaiserin Beatrix, Friedrich Barbarossa's Frau, und ließ die Särge der fränkischen Kaiser nur darum ungestört, weil sie tiefer lagen und man in jenen nichts von Bedeutung gefunden hatte. Worms hatte einen Tag später dasselbe Schicksal und brannte in einem Nachmittage nieder. Der Dom blieb zwar stehen, aber alle Kostbarkeiten wurden weggenommen, die Gräber und Särge durchwühlt und die Leichen mit Hohngelächter umgeworfen. Einige Offiziere, die durch den Anblick aller dieser Schändlichkeiten gerührt wurden, fragten einen Oberbefehlshaber, was denn die armen Bewohner verbrochen hätten? „Der König will es!" war die Antwort, und zugleich wies er ihnen eine Liste von 1200 Städten und Dörfern, die noch verbrannt werden sollten. Indessen zur Ehre des Königs sei es gesagt, daß sein Name, wie das Königen oft geschieht, hierbei gemißbraucht wurde. Er wußte die Grausamkeiten nicht in ihrem ganzen Umfange, und als er sie mehrere Monate später erfuhr,

3. Theil 3 - S. 53

1880 - Stuttgart : Heitz
Karls V. Ausgang. 53 gierung, jetzt, da er sich ausruhen will, so weit gebracht ist, daß selbst die Diener ihn verlassen haben und er dir, der ihm sonst gedient hat, selbst dient und das Licht vorträgt." Auch den ausbedungenen Jahrgehalt zahlte ihm Philipp höchst unordentlich aus, so daß Karl manchmal an den für seine kleine Hofhaltung erforderlichen Geldmitteln Mangel litt. In San Juste lebte er in einem freundlichen Wohnhause, welches er sich neben dem Kloster hatte bauen lassen, ganz einsam, und brachte den Tag abwechselnd mit Beten, Drechseln, Uhrmachen und Gartenarbeit zu. Endlich kam er auf die sonderbare Idee, noch bei seinem Leben ein feierliches Todtenamt halten zu lassen, als wenn er gestorben wäre. Er legte sich in einen offenen Sarg und ließ diesen von den Mönchen in die schwarz ausgeschlagene Kirche tragen, Trauerlieder singen und Seelenmessen lesen. Rings umher brannten Wachskerzen und eine Trauermusik hallte schwer-müthig durch das hohe Kirchengewölbe. Das alles machte einen tiefen Eindruck auf sein Gemüth, daß er wenige Tage darauf (1558) wirklich starb. Noch ist zu erwähnen, daß unter seiner Regierung der nachher so berüchtigte Orden der Jesuiten entstanden ist, von einem spanischen Ritter, Ignaz von Loyola, gestiftet. Die Einrichtung dieses Ordens, dessen Ausgabe hauptsächlich die Bekämpfung der Reformation war, war ungefähr folgende: ein General stand an der Spitze: ihm mußten die Mitglieder, zu denen man nur entweder sehr listige, oder gelehrte, oder reiche, oder mächtige Männer nahm, nicht nur streng gehorchen, sondern auch von allem, was sie erfuhren, Nachricht geben. Der Orden kämpfte zum Theil mit Waffen, welche er der Reformation selbst entlehnt, aber zu seinem Gebrauch umgeformt hatte. Er erklärte die Verbesserung des Volkslebens durch das Christenthum für seine Hauptausgabe, welche durch eine Neubelebung der kirchlichen Heilsanstalten erreicht werden müsse. Wo sie als Priester Eingang fanden, wurde der alte kirchliche Schlendrian stets verlassen. Dafür brachten sie einen zweckmäßigen, geordneten und dabei doch das Volk sinnlich mehr noch wie früher ergreifenden Gottesdienst mit kluger Vermeidung alles Anstößigen, häufiges Predigen in der Landessprache, pflichteifrige Verwaltung der Sacramente; besonderes Gewicht aber legten sie auf eine sorgfältige Handhabung der Beichte. Mit der Kirche setzten sie die Schule in engste Verbindung und zwar nach einem umfassenden Maßstabe: indem der ganze

4. Theil 4 - S. 442

1880 - Stuttgart : Heitz
442 Neueste Geschichte. 3. Periode. den römischen Gebietern, doch der Haß unter sich selbst und der innere Zwiespalt bleiben," erhielt durch den Culturkampf unverkennbar neue Bedeutung. Eine deutsche Pilgerfahrt nach Lonrdes in Frankreich zum dortigen Marienbilde und der jüngst offenbarten Wunderquelle fand keine beachtenswerthe Theilnahme. Der ähnliche Versuch, im deutschen Lande selbst, zu Marpingen bei Trier, einen neuen Wunder- und Wallfahrtsort zu gründen, scheiterte an dem energischen Einschreiten der Behörden. Die Stellung der deutschen Bischöse, welche im September 1869 dem Papste die Ueberzeugung ausgesprochen hatten: „das Concil werde mit neuen Glaubenssätzen den Frieden in der Kirche stören und in einen Widerstreit mit der bürgerlichen Ordnung gerathen," war nun, nachdem sich jene Voraussaguugen bestätigt hatten, nicht ohne große Schwierigkeit. Mehrere dieser Bischöfe hatten während des Concils sich der Opposition gegen das neue Dogma angeschlossen; der Erzbischof Ketteler von Mainz hatte in den letzten Stunden vor der Entscheidung, am 18. Juli 1870, den Papst fußfällig angefleht, die Gefährdung des Friedens und der Einheit in der katholischen Kirche durch Nachgiebigkeit abzuwenden und von der Unfehlbarkeitserklärung abzustehen. Diese lauten und energischen Bekenntnisse des besseren Wissens und der Ueberzeugungen werden vom Griffel der Geschichte für immer festgehalten werden; sie bleiben eine bedeutungsvolle Thatsache gegenüber der nach-herigen Umwendung zum Glauben an die Unfehlbarkeit. Dieselben Männer, welche in der Peterskirche, dem Centrum der Päpstlichkeit, und vor einer Versammlung, von welcher man sagen darf, daß sie den Erdkreis umspannte, den Muth der Wahrheit behalten hatten, brachten im September 1872 zu Fulda am Grabe des heiligen Bonifacins, auf heimathlichem Boden und lediglich unter sich selbst vereint, wie von einem aus dem Grabe sich erhebenden Schatten geängstet, das Opfer der Unterdrückung ihrer Ueberzeugung in einer Unterwürfigkeits-Erklärung, laut welcher sie unbedingt und rückhaltlos dem Willen des Papstes sich fügten. Vom Erzbischof Kettelet war die Anregung zu den Fuldaer Bischofsconferenzen ausgegangen. Sobald die Maßregeln der Staatsregierungen ihren Anfang genommen hatten, versammelten sich die Bischöfe in allen Fällen, wo Gemeinsamkeit des Handelns nothwendig erschien, am Grabe des heiligen Bonifacins. Von Fulda aus richteten sie ihre Adresse an den Kaiser, ihre Denkschriften an die deutschen Regierungen, an das preußische.herrenhaus und Ab-

5. Theil 2 - S. 58

1880 - Stuttgart : Heitz
58 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Mitleid mit dem Manne empfand, der in der Zeit, wo er sich so sorglos dem Vergnügen hingab, verrathen werden sollte. „Es komme daraus, was da wolle," dachte sie, „ich will ihn warnen: ehrlich währt ja am längsten." Sie flüsterte ihm also zu, er solle sich vorsehen; das und das solle jetzt geschehen. Der Graf dankte, schlich sich eilends fort, und als die Soldaten Otto's anrückten, wurden sie wohlvorbereitet empfangen und zurückgetrieben. Otto erfuhr bald die Ursache des Mißlingens; aber er war gegen seine Schwester nicht ungehalten, und als der Graf um die Hand seiner Wohlthäterin anhielt, gab er sogleich seine Einwilligung. Otto I. starb plötzlich 973 auf dem Schlosse Memleben in Thüringen, und liegt zwischen seinen Frauen Edith und Adelheid im Dome in Magdeburg vor dem Altare begraben. 59. Ritterwesen. — Faustrecht. — Turniere. Schon bei den alten Germanen gab es einen Unterschied der Stände; es gab Freie und Unfreie oder Rechtlose; und unter jenen, wie unter diesen fand wieder ein Unterschied statt. Die Freien schieden sich in gemeine Freie und edle Freie (Edelinge oder Adelinge), von welchen die letzteren allein die ursprünglich Freien (die Semperfreien) waren, welche ein angebornes Eigenthum, Allod, nach dem Erstgeburts-Recht vererbbar, besaßen. Außer ihnen gab es noch zins- oder dienst-pflichtige Hörige (Leute, Liten) und Sklaven (Schalke), die als Kriegsgefangene, im Spiel oder auf andere Art ihre Freiheit verloren hatten und völlig rechtlos waren. Aus diesen Liten und Schalken, welche frei gelassen werden konnten, bildeten sich die gemeinen Freien, die aber erst in der dritten Generation in den Genuß aller Rechte der Freien traten. Aus diesen Standes-Unterschieden entwickelte sich in Folge der Kriege und Eroberungen das Lehnswesen des Mittelalters, das sogenannte Feudalsystem. Alles eroberte Land nämlich wurde unter die alten und neuen Besitzer getheilt, dergestalt aber, daß das den Ueberwundenen belassene Land gewisse Zinsen oder Leistungen zu gewähren hatte. Das übrige Land theilte der Sieger unter seine Gefährten (Vasallen), wofür sie ihm zum Heerbann verpflichtet wurden. Aller Besitz ging also von dem Landesherrn aus, er war der allgemeine Lehnsherr. Der König erhielt aber durch das Recht der Eroberung noch einen besondern Antheil an

6. Theil 2 - S. 65

1880 - Stuttgart : Heitz
Otto Ii. Otto Iii. \ 65 auf, aber es war ein feindliches. Der griechische Capitain erkannte ihn: „Bist du nicht der Kaiser?" — „Ja!" sprach er, „ich bin es. Höre aber, was wir zu thun haben. In dies Land mag ich nicht wieder kommen, aber nach jenem italienischen Hafen (Rofsano) fahre mich; da ist meine Frau und all mein Geld; wir wollen sie abholen und daun nach Constantinopel fahren, wo mich der Kaiser gewiß als Freund aufnehmen wird." Zugleich versprach er eine reiche Belohnung. In der Nähe des Hafens ließ er Anker werfen und schickte einen Diener ans Land, um, wie er sagte, das Lösegeld zu holen, eigentlich aber, um seiner Frau von seiner Lage Nachricht zu geben. Die Frau und seine Freunde kamen sogleich ans Ufer, ob sie ihn vielleicht befreien könnten. Er aber stürzte sich ins Meer, und rettete sich glücklich durch Schwimmen aus das Ufer. Jetzt wollte er dem Schiffer die Belohnung schicken, aber dieser war so bestürzt, daß er gleich auf und davon fuhr. Ehe Otto ein neues Heer ausgerüstet hatte, starb er (983), erst 28 Jahre alt, in Rom. Er hinterließ ein dreijähriges Söhnchen, welches die Fürsten dennoch unter dem Namen Otto Iii. (983—1002) als König anerkannten. Ihn leitete seine Mutter Theophania, und als diese acht Jahre darauf starb, seine Großmutter Adelheid, während der Erzbischof tfott Mainz (Willigis) die Regierungsgeschäfte versah. Otto wurde von der Mutter selbst und von den vorzüglichsten Gelehrten seiner Zeit (Gerbert, dem nachmaligen Papste) trefflich unterrichtet, und brachte es wirklich in den Wissenschaften recht weit. Aber es machte ihn auf sein Wissen eingebildet; er nahm griechische Sitten an, verachtete die Gewohnheiten der Deutschen, und wollte, daß diese sich nach ihm bilden sollten. Ueberhaupt machte sich das neue geistige und wissenschaftliche Element, welches von Otto I. an in Deutschland eingeführt worden war, jetzt immer mehr geltend, und seit Theophania nach Deutschland gekommen war, fand ein reger Verkehr zwischen beiden Kaiser-höfen statt, welcher für die deutsche Cultur von Wichtigkeit ward. In der Kirche war man beschäftigt, die Reste des klassischen Alterthums neu zu beleben, wie denn z. B. eine Nonne zu Gandersheim unweit Goslar, Hroswitha, die Lustspiele des Terenz durch Unterlegung geistlicher Stoffe neu bearbeitete. Indeß fing man auch an, der Landessprache die lange Zeit versagte Pflege angedeihen zu lassen. Während man dieselbe zu Karls des Großen Zeiten noch gar zu gerne ganz aus dem kirchlichen Leben verdrängt Weltgeschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl. ' 5

7. Theil 2 - S. 67

1880 - Stuttgart : Heitz
Otto Iii. 67 Eine Verirrung müssen wir hier erwähnen, als Warnung gegen Aberglauben. Man glaubte aus einigen falsch verstandenen Stellen der Offenbarung Johannis annehmen zu müssen, daß im Jahre 1000 die Welt untergehen würde. Jesus würde nämlich aus die Erde zurückkehren, die noch lebenden Menschen mit sich nehmen, das allgemeine »Weltgericht halten, und dann würde die Erde untergehen. Die Vernünftigeren durften ihre Zweifel nicht laut werden lassen, um nicht für Irrgläubige gehalten zu werden. Und als sich nun kurz vor dem Jahre 1000 ein Komet sehen ließ, und ein Erdbeben hier und da Verwüstungen anrichtete, war die Sache gar nicht mehr zu bezweifeln. Jeder bereitete sich nun auf die große Erscheinung nach seiner Art vor; manche verjubelten das, was sie hatten, weil sie ja nachher nichts mehr nöthig hätten; andere warfen sich vor den Altären nieder, beichteten und ließen sich Absolution geben, und wer es irgend möglich machen konnte, reiste nach Rom, wo Petrus erscheinen sollte, oder noch lieber nach Jerusalem, um gleich bei der Hand zu sein, wenn hier Jesus aufträte. Selbst Kaiser Otto 111. unternahm eine Wallfahrt nach Gnesen in Polen, zum prachtvollen Grabe des heiligen Adalbert, eines Erzbischofs von Prag, der nicht lange vorder von den heidnischen Preußen, denen er mit unklugem Eifer das Evangelium hatte 'aufzwingen wollen, erschlagen worden war. Jetzt erschien das gefürchtete Jahr, es verging ein Tag nach dem andern, ohne daß die Welt unterging; noch wartete man auf den letzten, und da auch an diesem Alles beim Alten blieb, sah man sich verwundert an, und wußte nicht, ob man sich ärgern oder freuen sollte. Für diesmal hatte sich die fromme Erwartung getäuscht, aber die Ueber-Zeugung blieb, daß die Erfüllung nur aufgeschoben worden fei.*) Vom sächsischen Hause war nur noch ein Sprößling übrig, Heinrich, Herzog von Baiern, ein Urenkel Heinrichs des Voglers. Da er wußte, daß die Fürsten nicht geneigt wären, ihn zu wählen. *) Von Gnesen reiste Otto nach Aochen. Die Bewunderung Karls des Großen bewog ihn, sich dessen Grab öffnen zu lassen. Die Leiche des großen Kaisers saß aufrecht, wie ein Lebender, auf einem Stuhle. Eine goldene Krone trug er auf dem Haupte, ein Scepter in der Hand. Die Hände waren mit Handschuhen bekleidet, durch welche die Nägel durchgewachsen waren. Kaiser Otto nahm den Leichnam in Augenschein, ließ ihm neue weiße Kleider anlegen und die Nägel abschneiden. Nachdem er einen Zahn aus dem Munde Karls an sich genommen hatte, entfernte er sich und ließ die Gruft wieder schließen. Die Deutschen mißbilligten es, daß der junge Kaiser so die Ruhe Karls gestört habe.

8. Theil 2 - S. 52

1880 - Stuttgart : Heitz
52 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Herr Gott dich loben wir! und ließ zum Andenken die Schlacht im Speisesaale seines dortigen Schlosses abmalen. Seitdem hat das nördliche Deutschland die Ungern nur noch ein mal und nur auf kurze Zeit gesehen; Heinrich hatte ihnen das Land verleidet. Bald darauf (936) starb der treffliche Mann. **) Als er seinen Tod nahe fühlte, rief er seine Frau Mathilde an sein Lager. „O du mir immer treue, mit Recht inniggeliebte Gattin," sprach er, „rote danke ich Gott, daß ich dich lebend zurücklasse! Ach! nie hat roohl ein Mann eine durch Treue bewährtere, in allem Guten erprobtere Gattin gehabt! Daher Dank dir, du Fromme, daß du meine aufbrausende Heftigkeit so oft besänftigt und in allen Fällen durch einen weisen Rath mich geleitet, daß du mich so oft von der Unbilligkeit zur Gerechtigkeit zurückgerufen und mich so treulich ermahnt hast, dem Unterdrückten Hülse zu bringen. Jetzt übergebe ich dich und unsere Söhne dem Schutze des allmächtigen Gottes und dem inbrünstigen Gebete der Anserwählten des Herrn, und zugleich auch meine Seele, die sich schon den Fesseln des Körpers entwindet." Während nun Mathilde voll schmerzlicher Mhrung in die Kirche eilte, um sich hier recht auszuweinen und ihr und ihres Gatten Loos ganz Gott anheimzustellen, entschlief Heinrich. Ein lautes Klagegeschrei, das zu ihren Ohren drang, meldete ihr das Geschehene. Da warf sie sich in ihrem unendlichen Schmerze auf die Kniee nieder und empfahl die Seele ihres entschlafenen Mannes in die Hände Gottes. Noch ist von ihm zu merken, daß er als der Stifter des Ritterwesens betrachtet werden kann. In den neun Jahren, in welchen er den Ungern den Tribut bezahlte, führte er zur Uebung der Edelleute Waffenspiele ein, damit sie Geschicklichkeit mit Stärke verbinden lernten. Bisher hatten die Leute nichts gethan, als jagen und zechen. Nun fanden sie aber solches Behagen an den Turnieren, wie man es nannte, daß diese seit jener Zeit Nationalfeste für bte deutsche Ritterschaft würden. Nach seinem Tode würde sein Sohn Otto I. (936—973)/bett man auch den Großen nennt, König der Deutschen. Er würde, wie seine beiben Vorgänger, von allen deutschen Herzögen und *) Er und seine Frau Mathilde liegen in Quedlinburg in der Schloßkirche begraben. Aber die Grabsteine sind so tief in die Erde gesunken, daß sie jetzt nicht mehr zu sehen sind ; doch weiß man noch die Stellen, wo beide liegen.

9. Theil 2 - S. 228

1880 - Stuttgart : Heitz
228 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. sein Streit mit dem Erzbischöfe von Prag. Wenzel hatte nämlich zwei Geistliche hinrichten lassen, obgleich der Erzbischof Johann ihre Auslieferung verlangte, weil sie unter seiner Gerichtsbarkeit ständen; und da der Erzbischos ihn in den Bann that und vor seinen Gerichtshof forderte, so ließ der Kaiser ihn aufs Schloß kommen, fuhr ihn drohend an und rief: „Wisse, daß ich dich und die Deinigen züchtigen werde." Dann versammelte er die Prager Geistlichkeit und wollte wissen, wer den Erzbischof verleitet hätte. Den Dechant, der ihm eine unangenehme Antwort gab, schlug er mit dem Degenknopfe so auf den Kopf, daß er zusammenstürzte; dann ließ er ihtr binden und ins Gefängniß führen. Eben dahin ließ er den erzbischöflichen Vicar, Johann Nepomuk oder Pomuk, bringen, einen frommen, allgemein geachteten Mann, den er — wie die Sage, aber unrichtig, erzählt — schon um deswillen nicht habe leiden können, weil ihm derselbe die Beichte der Königin, deren Beichtvater er gewesen, nicht habe verrathen wollen. Noch denselben Abend ging Wenzel ins Gefängniß, ließ den Nepomuk auf die Folter legen, brannte ihn selbst mit eigener Hand mit einer Fackel, und befahl dann, da er nicht zum Ge-ständniß zu bringen war, ihn an Händen und Füßen gebunden in die Moldau zu stürzen (1393). Nepomuk wurde nun als Märtyrer verehrt, späterhin unter die Heiligen versetzt und wird noch, besonders von den Böhmen und römisch-katholischen Schlesiern, als ihr Schutzpatron verehrt. Seine Gebeine ruhen in einem massiv silbernen Sarge, der mit silbernen Engeln und einer Einfassung von Marmor umgeben ist, in der alten, ehrwürdigen Metropolitankirche auf dem Hradschin in Prag. *) Die an Nepomuk begangene Gewaltthat brachte die Böhmen vollends auf. Sie setzten den König gar auf dem Prager Schlosse gefangen und gaben ihn erst frei, nachdem er versprochen hatte, sich nicht an ihnen zu rächen und ihre Forderungen zu erfüllen, was er aber nicht gehalten hat. Unter Wenzels Regierung fällt die Entstehung des Herzogtums Mailand. In allen lombardischen Städten, die wir unter *) Auch zeigt man da in der Wenzeslauskapelle in einer kostbaren Kapsel unter Krystallglas die Zunge Nepomuks. Als man nämlich fast 400 Jahre nach seinem Tode seine Gebeine ausgegraben, wäre zwar Alles, bis auf die Knochen verwest gewesen; aber in seinem Todtenkopfe hätte die Zunge ganz unversehrt gelegen: ja, sie habe sogar, als man in sie geschnitten, noch Blut von sich gegeben. Durch dies Wunder sei seine Verschwiegenheit belohnt worden!

10. Theil 2 - S. 251

1880 - Stuttgart : Heitz
Jungfrau von Orleans. 251 Tod und kaufte sich vorläufig eine Grabstätte im Kloster der Karmeliter. Ihre Ahnung hatte sie nicht getauscht Albrecht mußte eine Reise machen. Kaum war er fort, so ließ Herzog Ernst die arme Agnes festnehmen und vor bestochene Ritter stellen, die da behaupteten, sie habe ihren Mann mit Liebestränken bezaubert und die Kinder seines Bruders vergiftet. Alle Versicherungen ihrer Unschuld waren vergebens. Sie wurde augenblicklich nach der Donau geschleppt, während der, welcher allein sie retten konnte, fern war. Man riß sie ans steile Ufer und stürzte sie von der Brücke in den Strom. Die Fluth trieb sie fort und warf sie, ehe sie ertrank, ans Ufer. „Rettung! Rettung!" rief sie laut, als ob es ihr Albrecht hören sollte; aber einer der Henker eilte herbei, wand eine lange Stange um ihr schönes goldenes Haar und drückte sie so lange unter das Wasser, bis sie ertrunken war! — Wer kann mit Worten ausdrücken, was Albrecht empfand, als er heimkehrte, seine Agnes nicht fand und die Greuelthat erfuhr! Anfangs war er wie wahnsinnig und wollte von keinem Troste wissen. Er drohte sich an dem unnatürlichen Vater, den er nicht mehr lieben könne, zu rächen. Im Frühjahr 1436 brach er mit Waffengewalt feindlich in das Land des Vaters ein. Doch das Baseler Concil vermittelte eine Aussöhnung zwischen Vater und Sohn, welcher sich, um dem Wunsche des Vaters zu genügen, bald darauf mit Anna von Braunschweig vermählte. Der Herzog erklärte, Agnes sei unschuldig hingerichtet worden und eine ehrbare Frau gewesen, und für die Ruhe ihrer Seele wurden Seelenmessen gestiftet. Albrecht ließ sie in die von ihr erwählte Grabstätte im Karmeliterkloster in Straubing legen, einen marmornen Denkstein daraus und hat die Heißgeliebte, deren ganzes. Verbrechen ihre Liebe zu ihm war, nie vergessen. Er liegt in derselben Kirche begraben. Sigismund hat noch bis zum Jahre 1437 regiert. Mit ihm erlosch das Haus der Luxemburger; denn er hinterließ nur eine Tochter, die mit Albrecht von Oestreich vermählt war. 75. Die Jungfrau von Orleans, 1480. So wie es unter zwei Hausnachbarn nicht selten Streitigkeiten giebt, so findet man- auch in der Geschichte, daß ein paar Nachbarreiche sich selten lange mit einander vertragen. Das ist besonders der Fall, wenn eins viel mächtiger ist als das andere, oder wenn
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